Montag, 6. Juni 2011

Die Suche nach 24 Stunden Betreuung - Ein Erfahrungsbericht (Teil 2)

Am Montag kam Gabriel wie vereinbart in der Früh mit dem Taxi. Er war sehr müde und bat, ob er sich hinlegen könne. Er schlief den ganzen Tag und auch am Abend war er nur kurz auf und ging dann wieder schlafen.

Am nächsten Morgen war er noch immer völlig fertig und wir mussten ihn - zusätzlich zu David - ebenfalls noch betreuen. An statt uns zu unterstützen fanden wir uns in der Situation wieder, dass wir zusätzlichen Einsatz zeigen mussten, um auch den Pfleger zu 'stützen'. Das konnte es nicht sein.

Gabriel ging wieder früh schlafen. In der Nacht wurde meine Frau wach, weil sie Geräusche im Haus hörte. Sie fand Gabriel in der Speis - er hatte eine größere Menge Alkohol getrunken und hatte eine deutliche Alkoholfahne. Zur Rede gestellt erzählte er uns unter Tränen seine Geschichte. Bei allem Mitgefühl mussten wir trotzdem darauf schauen, dass WIR die uns zugesagte Unterstützung bekommen würden. Gabriel musste also abreisen.

Wir riefen am nächsten Tag beim Verein an, der uns Gabriel vermittelt hatte. Man sagte uns zu, dass eine andere Betreuungskraft möglichst rasch kommen werde, wies uns aber darauf hin, dass laut Vertrag dafür bis zu 8 Tage Zeit veranschlagt sind.

So waren wir wieder mehrere Tage auf uns gestellt. Nach ein paar Tagen rief man uns vom Verein an, dass ein junger Pfleger kommen würde, er sei so und so alt und spreche sehr gut Deutsch. Der junge Mann kam - und sprach kein einziges Wort Deutsch. Mit Händen und Füßen versuchten wir uns irgendwie zu verständigen - es machte keinen Sinn. Wir schickten ihn daher umgehend wieder mit dem Taxi zurück und baten beim Verein um eine andere Pflegekraft. Nach mehreren Tagen schickte man uns eine Lehrerin. Sie sprach gut Deutsch - als sie aber sah, was alles an Arbeiten auf sie zukommen würde, sagte sie uns, dass sie das nicht gewusst habe, weil man ihr beim Verein ein anderes Bild vermittelt hatte. Das sei ihr zu viel - und sie fuhr wieder weg.

Wir waren wütend und beschwerten uns beim Verein. Man versprach Besserung und nach ein paar Tagen schickte man uns wieder eine neue Betreuerin. Bereits bei der Ankunft umarmte sie uns ohne Vorwarnung - das ging uns zu schnell. Trotzdem waren wir froh, endlich wieder jemanden zu haben, der uns unterstützte.

Nach 14 Tagen sollte planmäßig ein Wechsel auf eine andere Betreuerin erfolgen. Diesmal kam eine Krankenschwester mit sehr guten Deutschkenntnissen und als Mensch fügte sie sich gut in unseren Ablauf ein. David war auch sehr glücklich und es schien sich nun langsam alles zu stabilisieren.

Die nächsten Wochen pendelte sich ein gewisser Rhythmus ein und eine erste leichte Entspannung der Situation stellte sich ein. Mit der einen Betreuerin, die uns schon beim ersten Eintreffen so überschwänglich begrüßt hatte, wurde es aber im Laufe der Zeit immer schwieriger, da sie weder David's noch unsere Grenzen wahrnahm und beachtete. Bei diesen 'Grenzüberschreitungen' wurde David zunehmend aggressiv und schimpfte mit ihr. Mehrere Gespräche mit ihr führten zu keiner Änderung. Letztlich erreichte dieses Verhalten ein Ausmaß, dass für uns nicht mehr akzeptabel war und so waren wir wieder auf der Suche nach einer zweiten Betreuungskraft.

Seitens des Vereins wurde uns die nächste Pflegekraft immer mit den Informationen über Geschlecht, Alter und 'spricht sehr gut Deutsch' angekündigt. Während die ersten beiden Informationen stimmten, entsprachen die Deutschkenntnisse, die für uns so wichtig waren und die auch dem Verein bekannt waren, meistens nicht den Ankündigungen.

So mussten wir mehrmals die angereisten neuen Pflegekräfte wieder nach Hause schicken, da die Sprachkenntnisse nicht ausreichend waren oder die Pflegekräfte nicht zu unserer Situation passten.

Wir gewannen immer mehr den Eindruck, dass seitens des Vereins 'irgend' jemand geschickt wurde, damit die vertraglich zugesicherte Bereitstellung von Pflegekräften seitens des Vereins erfolgt ist, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob die Pflegekraft zu den Anforderungen passt oder nicht.

Seitens des Vereins wurde uns schließlich vorgehalten, dass wir selbst Schuld seien, wenn wir die von ihnen geschickten Pflegekräfte nicht nehmen würden - wir seien zu wählerisch.

Tatsächlich erfüllte aber keine der uns angebotenen Pflegekräfte die von uns angegebenen Bedingungen. Und wieder fanden wir uns in der Situation wieder, dass wir uns ständig mit dem Thema auseinander setzen mussten. Unser Vertrauen in den Verein war unter diesen Umständen bereits völlig verloren gegangen.

Im x-ten Versuch schließlich konnte der Verein einen 'Glückstreffer' landen und wir bekamen einen jungen Mann als Pfleger, der sehr gut zu uns passte und der auch mit David wunderbar harmonierte.

Nach fast 7 (!) Monaten hatten wir nun endlich zwei Betreuungskräfte, die zu unserer Situation passten, gefunden.

Die nächsten Monate konnten wir nun endlich das Thema Betreuung zu den Akten legen und die Entlastung durch die Betreuungskräfte entspannte unseren Alltag - so wie wir uns das von allem Anfang an gewünscht hätten.

Hatten wir es nun geschafft und waren unsere Sorgen und Probleme mit der Betreuung los?

Fortsetzung folgt...